Elisabeth R., eine der fünf Betroffenen, die jeden Samstag von 7 bis 12 Uhr vor der Kirche auf dem Enkplatz frisches Gemüse, Fleisch, Gebäck und vieles mehr zum Verkauf anbieten, staunte nicht schlecht, als sie am 14. März das Kündigungsschreiben der Magistratsabteilung 28 (Straßenverwaltung und Straßenbau) erhielt. Wörtlich hieß es in dem Schreiben:
„Die Stadt Wien, vertreten durch die MA 28 widerruft das Übereinkommen vom 27.4.2009, Zahl MA 28-L-9469/09 mit welchem diese Grundfläche überlassen wurde. Die Fläche darf mit 30.6.2024 nicht mehr in Anspruch genommen werden“.
Grund der Kündigung: Die Stadt Wien und SPÖ-Bezirksvorsteher Thomas Steinhart wollen den Enkplatz um geschätzte 3,9 Millionen Euro (Medien berichteten bereits von 4,1 Millionen Euro) umbauen und ihn sozusagen „klimafit“ machen.
Populistische und südteure Aktion
Für die FPÖ Simmering eine sinnlose, rein populistische, aber dafür sündteure Aktion, für die die Steuerzahler aufkommen müssten.
Landtagsabgeordneter Wolfgang Kieslich sagte bei einem Ortsaugenschein vorigen Samstag gemeinsam mit Bezirksvorsteher a.D. Paul Stadler, Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Katharina Krammer, Klubobmann Patrick Horn und Bezirksrätin Sonja Bauernhofer, an die sich die Standler verzweifelt gewandt hatten und die daraufhin das Thema ins Rollen brachte, dass viele Simmeringer über das Vorhaben des SPÖ-Bezirkschefs nur noch den Kopf schütteln würden. Und Bezirksvorsteher a. D. Paul Stadler meinte: „Der Enkplatz wurde in den vergangenen Jahren so etwas wie der Hauptplatz von Simmering. Er bietet genügend Grünfläche, Bänke zum Rasten und einen Vorplatz zur Kirche, wo bisher Hochzeiten oder andere Feste wie ‚Sand in Simmering‘ gefeiert und von der Bevölkerung sehr gut angenommen wurden. Warum die SPÖ das nun verändern möchte, ist mir ein Rätsel“.
Autofahrer nächste Opfer
Laut den Bauernmarkt-Stadlern, die jetzt absiedeln müssen, habe es zwar „zarte“ Gespräche mit SPÖ-Bezirkschef Thomas Steinhart über Alternativ-Standorte gegeben, doch es würde sich keine Lösung abzeichnen. „Aus heutiger Sicht wird es also keinen Bauernmarkt mehr geben“, bedauert Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Katharina Krammer. Und Klubobmann Patrick Horn ergänzt: „Nach den Bauernmarkt-Standlern werden die Autofahrer die nächsten Opfer des sinnlosen Enkplatz-Umbaus sein. Denn laut Planungen streicht der Bezirk rund um den Enkplatz mindestens 60 Parkplätze“.
Laut Kronen Zeitung, die von den Freiheitlichen auf das Problem aufmerksam gemacht wurde, habe SPÖ-Bezirksvorsteher Thomas Steinhart zwar eine Ersatzfläche für den Bauernmarkt während des Umbaus versprochen. Eine Lösung gibt es bis dato aber nicht.