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24. Mai 2024

Ex-Bezirksvorsteher Stadler schreibt „Offenen Brief“ an Bürgermeister Ludwig

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Michael Ludwig!

Bezirksvorsteher a. D. Paul Stadler lädt Bürgermeister Michael Ludwig ein, um ihm die blühenden Felder und Bäume zu zeigen, die die Stadt Wien in Simmering zerstören will.

Experten streiten sich darüber, ob der Klimawandel von Menschen gemacht ist oder nicht. Es gibt viele Stimmen, die dafür sprechen, aber nicht weniger, die sagen, dass das Klima seit Millionen von Jahren im Wandel ist. 

Aus diesem wissenschaftlichen Diskurs möchte ich mich heraushalten und auch weniger über Klimawandel sprechen, sondern vielmehr auf den Natur- und Umweltschutz in meinem Heimatbezirk Simmering hinweisen. Hier sollen nämlich im sechs Quadratkilometer großen Stadtentwicklungsgebiet Kaiserebersdorf 4.400 Wohnungen - und zwar am Weichseltalweg, am Leberberg, am Zehngrafweg und bei der Dreherstraße - errichtet werden. 

Mit einem Schlag würde der Bezirk wichtige Grünoasen und landwirtschaftliche Flächen verlieren, die vielen Anrainern Erholungsgebiet und den Wildtieren (möglicherweise auch den streng geschützten Zieseln und Feldhamstern) Unterschlupf rauben.

Um es gleich klarzustellen: Ich bin nicht grundsätzlich gegen Wohnbau und schon gar nicht für den Bau von geförderten, leistbaren Wohnraum insbesondere für junge Familien. Allerdings sollte dies möglichst auf Flächen geschehen, die bereits versiegelt sind. Und solche Flächen würde es noch genügend geben - allein entlang der Simmeringer Hauptstraße würden sich Flächen für eine Verdichtung anbieten. 

Als gebürtiger Simmeringer tut mir das Herz weh, wenn ich zusehen muss, was die Stadt Wien jetzt mit großflächigen Grünoasen vorhat. Mit diesem Schmerz stehe ich nicht alleine da: Mehr als 2.000 Bürger haben in kürzester Zeit meine Petition gegen die Flächenversiegelung in Simmering unterschrieben. Am 3. Mai durfte ich im Gemeinderatsausschuss für Petitionen meine Bedenken gegen die großflächige Verbauung unserer Erholungsgebiete vorbringen. 

Ich war überrascht, dass der SPÖ in diesem Gremium nicht einmal bekannt war, dass die Parteien im Bezirk einen FPÖ-Resolutionsantrag gegen die Flächenversiegelung in Simmering einstimmig unterstützt hatten. Und ich war überrascht, dass in einer Stellungnahme der SPÖ quasi als Kompensation für die geplanten Wohnsilos im Grünraum ein paar Quadratmeter Entsiegelung auf dem Enkplatz ins Spiel gebracht worden war. 

Abseits des politischen Wettbewerbs appelliere ich an Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister, auf die Stadtteilplanung dahingehend einzuwirken, um diesen großen Schaden an der Natur in Simmering abzuwehren. Ich möchte Sie daher zu einem Spaziergang zum Beispiel am Zehngrafweg einladen, sodass sie sich vom Ausmaß der Zerstörung selbst ein Bild machen können. Gerade jetzt im Frühling wird Ihnen das Herz aufgehen, wenn Sie die prächtigen, blühenden Bäume und die Tiere sehen, die die Wege der Spaziergänger queren. Das alles soll es in ein paar Jahren nicht mehr geben? Eine Grünoase für Mensch und Tier zerstört für nachkommende Generationen? 

Ich schreibe Ihnen nicht als ehemaliger Bezirksvorsteher in Simmering, sondern als ein Bürger dieses (noch) lebenswerten Bezirks, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Ich kann mir nicht vorstellen, anderswo auf der Welt zu leben als in Simmering. Verstehen Sie also, dass ich meine Umwelt, meine Heimat, die ich liebe, vor solchen gewaltigen Eingriffen schützen möchte. 

Deshalb hoffe ich, dass Sie meine Einladung zu einem Spaziergang annehmen werden. Egal wann, dafür nehme ich mir immer Zeit. 

Mit freundlichen Grüßen
Paul Stadler

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