Erstmals seit der Bundespräsidenten-Wahl im Jahr 2016, wo Hofer dem grünen Gegenkandidaten Alexander Van der Bellen nur knapp unterlegen war und fast zwei Millionen Stimmen - so viel wie zuvor noch kein anderer FPÖ-Politiker - einheimsen konnte, sprach der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer beim „Politischen Stammtisch“ am 8. November in Simmering über einen Vorfall, der die Zuhörer überraschte: Hofer sagte, dass er nach der Stichwahl am 22. Mai 2016 vom Wahlleiter des Innenministeriums angerufen worden wäre. Dieser hätte ihm zum Wahlsieg gratuliert und gesagt, dass er einen so großen Vorsprung hätte, dass er nicht mehr einzuholen wäre. Tatsächlich kam es dann anders: Erst nach Auszählung der Briefwahl-Stimmen am folgenden Tag wurde Alexander Van der Bellen mit 50,3 Prozent gegenüber Norbert Hofer mit 49,7 Prozent zum Sieger erklärt.
Hofer meinte, er habe das bis dato noch nie in der Öffentlichkeit gesagt, um nicht als schlechter Verlierer dazustehen. Aber merkwürdig wäre die Situation schon gewesen. Unter den Zuhörern befeuerte diese Erzählung Hofers die Theorie, bei Wahlen könnte es nicht mit rechten Dingen zugehen. Ein Wahlbeisitzer wusste zu berichten, dass Wähler, die er befragt habe, nicht einmal gewusst hätten, wie ihre Wiener Wohnadresse sei. Er vermutete daraufhin, dass etwa Leute aus den Bundesländern für kurze Zeit bei einer Wiener Adresse angemeldet werden würden, um hier für die „richtige Partei“ ihre Stimme abzugeben. Und eine Dame, sie gehört der sogenannten „Fliegenden Wahlkommission“ an, erzählte von Fällen in Pensionistenheimen, wo bereits verschlossene Wahl-Kuverts abgeholt werden würden und man nicht wisse, wie die Stimmabgabe zustande gekommen sei. Allgemein konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Menschen das Vertrauen, dass bei Wahlen in Österreich alles korrekt über die Bühne geht, verloren hätten.
In mehreren Wortmeldungen wurde Norbert Hofer und die FPÖ aufgefordert, vor allem bei der nächsten Nationalratswahl 2024 akribisch auf die Vorgänge in Wahllokalen und bei den Briefwahl-Auszählungen zu achten. Schließlich hätten die politischen Mitbewerber schon angekündigt, alles zu unternehmen, dass Herbert Kickl nicht „Volkskanzler“ werden könne.
Dass ein politischer Wechsel aber dringend notwendig wäre, darüber waren sich alle einig. Hofer sagte, die FPÖ müsse bei der nächsten Nationalratswahl unbedingt stärkste Kraft werden, um etwas verändern zu können. Das wäre die einzige Chance, um die Invasion - Hofer nannte es wörtlich „Landnahme“ - der Migranten zu stoppen. Er, Hofer, glaube fest an einen Sieg der Freiheitlichen, weil immer mehr Menschen verstehen würden, dass dieser politische Wechsel unausweichlich sei.