Bezirksvorsteher Paul Stadler (FPÖ) und der FPÖ-Wohnungsexperte, Landtagsabgeordneter Michael Niegl, führten am Freitag einen Ortsaugenschein in der Thürnlhof-Siedlung in Simmering durch. Die Bilder, die ihnen dabei geboten wurden, waren schlimmer als erwartet.
Verrostete Armierungseisen, die aus den Fertigbetonplatten herausragen, provisorisch abgestützte Garagen und heruntergekommene Fassaden - die Liste der katastrophalen Zustände des Gemeindebaus ist nicht enden wollend.
LAbg. Michael Niegl, der hier aufgewachsen ist, erkannte seine frühere Umwelt kaum wieder: „Man hat den Eindruck, dass die in den 70er Jahren errichtete Wohnhausanlage einfach vergessen wird und verkommt. Extrem formuliert, schaut es an manchen Stellen schon so aus wie in der Stadt Prypjat, welche in der verstrahlten Tschernobyl-Katastrophen-Zone liegt“.
Simmerings Bezirkschef Stadler kennt die Situation bereits von den Schilderungen der Bürger, die sich bei ihm - trotz der Zuständigkeit der SPÖ-Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal - über die Zustände beklagten. Mercedes W. zeigte ihm Bilder von verdreckten Stiegenhäusern und Wasserflecken im Schlafzimmer, Brigitta R. klagte über ihre eiskalte Wohnung im Winter, weil die Fugen der Fenster nicht dich seien. Regnet es, würde die Wand in der Küche nass. Eiskalt sei es auch am Gang, weil noch die alten Fenster vorhanden seien.
Stadler ist empört: „Die Menschen tun mir schon leid. Ich will nicht mehr länger zusehen, wie sie von der Stadt Wien immer wieder vertröstet werden - der Horror für die Mieter muss endlich ein Ende haben“. Landtagsabgeordneter Niegl will demzufolge einen Antrag auf rasche Sanierung der Thürnlhof-Siedlung stellen. Das wurde den Bewohnern seit Jahrzehnten versprochen, aber nicht gehalten.
Geld dafür müsste da sein. Denn die Mieter leisten seit 1974 brav ihren Beitrag zur Erhaltung. Stadler und Niegl wollen daher eine Sanierung des Gebäudes ohne Erhöhung der Mieten.